- Wolfgang Altmann
Conscious Club - All together now
Premium und Seek setzen ihren im Sommer 2022 erfolgreich gelaunchten Conscious Club im Januar 2023 fort – in einer extended Version gemäß der Devise: ‚Allein ist man schneller, zusammen kommt man weiter.‘ Dafür wird die Premium Group mit Magdalena Schaffrin und Max Gilgenmann von Studio MM04 zusammenarbeiten. Wir haben die beiden Sustainability Expert:innen, sowie Creative Director der Premium Group Maren Wiebus getroffen und über den Conscious Club gesprochen.

Was habt ihr für die erweiterte Version des Conscious Club geplant?
Max Gilgenmann: Das Themenrepertoire ist sehr umfangreich und wir wollen zeigen, dass es die unterschiedlichsten Möglichkeiten gibt, um ein Unternehmen nachhaltiger zu gestalten. Das können Fragen zur Logistik oder zur Biodiversität sein. Auch Klimaneutralität und die Implementierung von Recyclingprozessen in den Produktkreislauf werden für die Branche immer relevanter. Weitere Aspekte sind Zertifikate sowie Initiativen, denen man beitreten kann, um Themen gemeinschaftlich voranzutreiben. Engagement für Nachhaltigkeit bedeutet nämlich nicht nur die Verwendung von Biobaumwolle, sondern auch, dass man sich auf ganz vielfältige Weise als Unternehmen verbessern kann. Was alles möglich ist und wohin sich die Themen entwickeln können, wollen wir im Rahmen des Conscious Club zeigen und auf die Art die Firmen auf eine gemeinsame Nachhaltigkeitsreise mitnehmen.
Maren Wiebus: Uns als Veranstalter ist wichtig, dass wir unserer Rolle als guter Gast- und Impulsgeber nachkommen. Wir bieten deshalb den Raum und die Möglichkeit an, dass sich unsere Community in einer positiven Atmosphäre untereinander besser vernetzt und austauscht. Es soll ein einladender und offener Rahmen geschaffen werden, in dem alle gerne zusammenkommen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen, aber auch ihre Begeisterung und den Frust – auch über das Messegeschehen hinaus. Es geht um den besonderen gemeinschaftlichen Vibe, der seit jeher die DNA der Seek und auch der Premium ist.

Also soll der ‚Club’ auch langfristig aktiv bleiben?
Max Gilgenmann: Ganz genau. Bisher fand der Conscious Club ja nur während der Messen statt. Und jetzt ist die große Frage, wie man ihn darüber hinaus etablieren kann. Dies kann zum Beispiel eine dauerhafte Partnerschaft zwischen der Premium Group und Vorn – The Berlin Fashion Hub sein. Mit dem Conscious Club als auch mit Vorn möchten wir erreichen, dass ein ganzjähriger Austausch stattfindet und nicht nur während der drei Messetage.
Was genau ist Vorn?
Magdalena Schaffrin: Vorn – The Berlin Fashion Hub beinhaltet nicht nur einen physischen Ort in Berlin, sondern auch eine digitale Plattform mit einer Community Area, wo sich die Mitglieder zu Nachhaltigkeits-, Digitalisierungs- und Innovationsthemen vernetzen können. Auf der Plattform werden Angebote von Mitgliedern für Mitglieder gemacht, sodass auch unterm Jahr die Gelegenheit besteht, voneinander zu lernen und andere Marken zu treffen. Auf der Seek und der Premium gibt es seit jeher viele Labels, die das Thema Nachhaltigkeit bereits erfolgreich vorangetrieben und weiterentwickelt haben. Solche Marken wollen wir in der Kommunikation besonders in den Vordergrund rücken. Sie sollen als Role Model dienen, die ihre ganz persönliche Erfolgsgeschichte erzählen, sodass auch andere Marken sehen, dass nachhaltiges Engagement möglich ist. Wir haben alle dasselbe Ziel. Und dieses Ziel kann man am besten gemeinsam erreichen.
"Mit dem Conscious Club als auch mit Vorn möchten wir erreichen, dass ein ganzjähriger Austausch stattfindet und nicht nur während der drei Messetage." (Max Gilgenmann)
Welche Marken sind in euren Augen bereits Role Models?
Maren Wiebus: Das sind für mich zum Beispiel Armedangels, Ecoalf, Merz b. Schwanen, Veja, Lanius, Dedicated, Dawn Denim, Givn Berlin, Girlfriend Collective, Rifó, O My Bag und Thinking Mu. Sie alle sind seit Jahren enge Partner, absolute Vorreiter:innen und etabliert.
Max Gilgenmann: Wir arbeiten zudem an Formaten, in denen die Vorzüge, Geschichten und Errungenschaften der einzelnen Brands besonders hervorgehoben und erklärt werden sollen. Ich denke, dass diese Form des Storytellings auch für andere Marken Klarheit schafft und inspiriert. Ein schönes Beispiel dafür ist der Aufbau der Lieferkette von Veja. Oder wie Ecoalf recycelte Materialien in seine Kollektion integriert. Gerade für solche Erfolgsstorys soll der Conscious Club stehen.

Magdalena Schaffrin: Es wird einfach niemand mehr daran vorbeikommen, sich mit Nachhaltigkeitsthemen zu beschäftigen. Schon allein durch die neuen Gesetze, die auf EU-Ebene auf den Weg gebracht werden, werden Verpflichtungen Realität. Nachhaltigkeit ist gleichzeitig ein unglaublich moralisches Thema und es ist schwer, zu entscheiden was ‚gut’ und was ‚schlecht’ ist. Inzwischen diskutieren wir viel differenzierter. Zum Beispiel auch auf unserer Konferenz 202030 – The Berlin Fashion Summit, wo sich die progressivsten Köpfe treffen und über die neuesten Entwicklungen im Nachhaltigkeitskosmos diskutieren, die bis in die Themen Neokolonialismus oder Diversität reichen. Hier werden auch Innovationen vorgestellt, die zum Teil noch in der Forschung stecken. Der Conscious Club gibt dazu eine Art Reality Check.
Maren Wiebus: Aber trotzdem ohne negativen Zwang. Wie wir aus der Psychologie wissen, funktioniert es nämlich nicht, Leute mit harten Fakten zu konfrontieren, sondern es braucht individuelle kulturelle Trigger, um einen zu berühren, zu begeistern und zu bewegen. Kulturelle Nachhaltigkeit ist, denke ich, in den nächsten Jahren ganz wichtig, damit wir wirklich eine Chance haben, unsere Ziele umgesetzt zu bekommen. Denn wenn man den Klimaberichten der Wissenschaftler folgt, haben wir ja wirklich nicht mehr viel Zeit. Und die sollten wir nutzen. Mode ist ein wichtiger Teil der Konsumwelt. Und diese möchten und werden wir positiv verändern – alle gemeinsam.
Premium feiert 20-jähriges Jubiläum
Mit ihrem fein austarierten Markenmix aus erfrischenden Newcomern und Global Playern ist die Premium eine wichtige Säule der Berlin Fashion Week. Jede Saison lockt sie Tausende Einkäufer:innen und Händler:innen aus ganz Deutschland und Europa in die Hauptstadt. In der ersten Issue – damals noch im U-Bahntunnel am Potsdamer Platz – stellten gerade Mal 70 Marken aus. Heute sind es über 500 Mode- und Lifestyle-Labels. Mit Geschäftssinn und modischem Gespür ist Gründerin Anita Tillmann mit ihrer Messe seit 20 Jahren auf Erfolgskurs. Das Thema Nachhaltigkeit bildet sie seit 15 Jahren ab: Bereits 2007 zeigte sie erstmals ökologisch und fair produzierte Modelabels auf der ‚green area’. Die Messemacherin weiß eben, was die Branche bewegt. Zum Jubiläum gibt es komprimierte Content-Formate zu aktuellen Trends im Bereich Nachhaltigkeit, aber auch zu gesellschaftlichen Themen. Und auch der 20. Geburtstag kommt nicht zu kurz: Mit vielen Überraschungen lässt es die Premium ordentlich krachen.