- Cynthia Blasberg
International Women’s Day Part One - Dariadéh
Madeleine Darya Alizadeh gehört zu den Frauen, die für einen bemerkenswerten Lebens- wie auch Geschäftsweg stehen. Und sie repräsentiert eine neue Generation Feminist:innen, die in ihren Unternehmen inklusiv und divers agieren. Im Rahmen des International Women’s Day am 8. März möchten wir euch einige Projekte und Frauen vorstellen, die den Frauentag nicht als Marketingmaschine betrachten, sondern die es verstehen, Feminismus, Frauenpower und Fashion glaubhaft zu vereinigen.

Es ist mal wieder so weit: Am 8. März ist Weltfrauentag. Yippie & Applaus. Für viele Brands und Unternehmen ein perfekter Zeitpunkt ihre Produkte an die Frau zu bringen. Welchen Mehrwert diese Lippenstifte, Statement-Shirts und Firlefanz für Frauen haben, kann jede:r für sich entscheiden. Ganz bestimmt aber ist der Internationale Frauentag nicht als Konsumfest gedacht. Im Gegenteil markiert er den Kampf für Gleichberechtigung, gegen Gender Pay Gap und ganz ursprünglich für das Frauenwahlrecht, teilweise angestoßen durch Textilarbeiterinnen, die von New York bis St. Petersburg für bessere Arbeitsbedingungen und gerechtere Löhne seit Ende des 19. Jahrhunderts streikten. Und siehe da: Der Kampf für existenzsichernde Löhne, faire Arbeitsbedingungen oder auch Gender Pay Gap ist selbst im Jahr 2023 nicht gewonnen. Wer will, kann sich natürlich ein feministisches Statement-T-Shirt und einen coolen Nagellack kaufen. Why not! Aber wie wär’s mit einem feministischen Realitycheck, sobald der Lack getrockent ist?

From Fashion Blogger to Fashion Entrepreneur
Es ist inzwischen zehn Jahre her, dass Madeleine Darya Alizadeh ihren damaligen Blog ‚dariadaria‘ inhaltlich auf Fair Fashion ausrichtete. Die heute 33-Jährige ist als Millennial mit den verlockenden Angeboten der Fast-Fashion-Industrie aufgewachsen und hatte ihren Turn-around, nachdem sie eine Dokumentation über Ledergerbereien in Bangladesch gesehen hat. Seitdem setzt sie sich für eine ethisch und ökologisch verantwortungsvolle Modeindustrie ein und beweist mit ihrem Label Dariadéh, wie das laufen kann. Angefangen hat es 2017, als Alizadeh ihren Blog on hold stellte, nachdem sie im Rahmen einer Koop T-Shirts designte, im Anschluss eine erste Range Shirts im Siebdruckverfahren produzierte und letztlich ihre erste Dariadéh-Kollektion launchte. Aus dem zunächst stark Basic-fokussierten Sortiment ist mittlerweile ein umfassendes Essential-Angebot gewachsen, das den Schwerpunkt auf das Thema Capsule Wardrobe legt.
Capsule Wardrobe
Glasklar liegt die Formulierung eco & fair dem Unternehmen zugrunde. Darum gilt es während der Kollektionsentwicklung zunächst eine Materialauswahl zu treffen, die dann mit den Produzenten zum Beispiel in Portugal gemeinsam mit Madeleine Darya Alizadeh in Kollektionsteile umgesetzt wird. Dabei wird deutlich wie ernst die Unternehmerin den Fair-Fashion-Part nimmt, denn fair impliziert bei Dariadéh nicht nur Herstellung und weitere Prozesse innerhalb der Wertschöpfungskette, sondern auch ein Größenspektrum, das fair ist. Die Fashion Pieces sind von XXS bis 3XL erhältlich. Wo andere Brands mit der Begründung zu teuer, zu riskant hinsichtlich Überhängen abwinken, hängt die Labelchefin sich rein und lässt sich nicht durch Hürden wie Schnittentwicklung und -anpassung abhalten. Das Konzept eine Caspule-Wardrobe-Brand zu sein, zahlt sich auch an dieser Stelle aus.

Hosentaschen-Feminismus
Die Idee der Capsule Wardrobe ist für alle, die nachhaltigen Modekonzepte suchen, empfehlenswert, weil sie einen reflektierten Konsum repräsentiert und dank Marken wie Dariadéh trotzdem einen guten Style ermöglicht. Dabei ist die Optik zwar entscheidend, aber Aspekte wie Pflege, Kombinierbarkeit und Funktionalität sollten nicht unterschätzt werden. Bei Dariadéh achtet man beispielsweise darauf, dass Kleider, Röcke und Hosen, wann immer möglich, Taschen haben. Was sich banal anhört, hat aber einen guten Grund. In einem Podcast mit Utopia erklärte Madeleine Darya Alizadeh, dass Hosentaschen in der DOB oft kleiner als in der HAKA eingeplant werden, weil davon ausgegangen wird, dass Frauen weniger zu verstauen haben als Männer. Selbstredend zur Freude aller Taschenhersteller. Eine scheinbare Kleinigkeit, die umso mehr entlarvt, wie Frauen nach wie vor wahrgenommen werden.
Madeleine Darya Alizadeh zeichnet sich aber nicht nur durch ihr engagiertes Fashion Label aus. Sie hat 2020 das Buch ‚Starkes weiches Herz‘ veröffentlicht und ist eine der Autor:innen des Spiegel-Bestsellers ‚Unlearn Patriarchy‘ der Herausgeberinnen Lisa Jaspers, Naomi Ryland und Silvie Horch. Aber es scheinen nur nicht ihre unternehmerischen Erfolge oder intellektuellen Leistungen zu sein, die sie auszeichnen, sondern vielmehr das freundliche Auftreten gepaart mit einer klaren Entschiedenheit, in allen Belangen zu denen sie sich - beispielsweise auf Instagram - äußert. Von Stutenbissigkeit über Pretty Privilege bis hin zu Mental Health bringt sie Inhalte reflektiert und glaubwürdig rüber.
Wir wünschen einen happy International Women’s Day.