- Cheryll Mühlen
Wear it ‘til you tear it!
Es gibt eine sehr einfache Option, Jeans nachhaltig zu tragen: so gut wie nicht waschen. Wie, was und warum haben wir bei Tony Tonnaer von Kings of Indigo und Uwe Maier von Amtraq Distribution am Beispiel Tellason nachgefragt.

Eine Jeans zu selbst einzutragen, war einst in der Denim- und Popkultur tief verwurzelt. Es galt als Zeichen der Individualität und Distinktion, denn dadurch wurde jedes Paar im wahrsten Sinne des Wortes einzigartig: Falten setzten sich dort ab, wo die eigenen Kniekehlen sich beugten, die Taschenfalten waren auf Leistenhöhe ausgebleicht und das Loch in der Gesäßtasche zeugte von zerlesenen Taschenbüchern wie ‚On the road‘ von Jack Kerouac, die dort buchstäblich aneckten. Oder wie Kings of Indigo-Gründer Tony Tonnaer es beschreibt: „Jeans, werden mit der Zeit ein Stück von dir selbst. Sie werden im Laufe der Jahre immer bequemer und repräsentieren dich sogar ein Stück weit. Sie zeigen, wer du bist und wie du (in deinen Jeans) lebst. Denim ist etwas sehr persönliches.“
Grundlegende Voraussetzung dafür: Qualität, denn nur ein Paar Jeans aus hochwertigem Denim-Stoff ist langlebig genug, um individuelle Gebrauchsspuren entwickeln. Und genau diese Art der Langlebigkeit begründet die Kern-DNA von Denim und definiert seinen legendären Charakter.

“Don’t wash your denim in the first half year.” Tony Tonnaer, Kings of Indigo
Der Mainstream hat diesen ursprünglichen Gedanken wohl im überbordenden, preisgünstigen Fast-Fashion-Jeans-Angebot schlichtweg vergessen. Warum? „Die Industrie konnte alle Arten – und Unarten – von Waschungen anbieten“, erklärt Uwe Maier, Gründer von Amtraq Distribution, und ergänzt, Raw Denim sei den meisten mit der Zeit zu fest und rau geworden. Auch Tony Tonnaer von Kings of Indigo sieht den Trend zu mehr Komfort als einen Grund für den Rückgang des Raw Denim: „Die letzten zehn bis 15 Jahre war der vorherrschende Trend Slim Stretch Denim und der passte nicht zu der Kultur des individuellen Eintragens von ungewaschenem Denim. Es ging vor allem um Komfort und Bequemlichkeit. Aktuell geht der Trend wieder zu Rigid Denim und zu mehr Nachhaltigkeit. Aus meiner Sicht können wir so Kund:innen wieder dafür begeistern, ihre Lieblingsjeans selbst einzutragen, zu reparieren und zu teilen.“

All you need is quality fabric
„Hochwertiger Denim-Stoff startet bei einem Gewicht von mindestens 13 Unzen Gewicht, den braucht man für ungewaschene Jeans. Und natürlich muss sie gut verarbeitet sein, damit sie nicht so leicht kaputt geht und man sie lange tragen kann", so Tony Tonnaer. Das A und O aber ist: „Man darf seine Denim in den ersten sechs Monaten nicht waschen. Selbst dann sollten die Jeans von Hand auf links gewaschen werden und auf der Wäscheleine getrocknet werden. Das ist zudem sehr nachhaltig.“ Das kann Uwe Maier bestätigen: „Eine Jeans sollte aus hochwertigem, ungewaschen Raw Denim Stoff gefertigt sein, ohne Einsatz von Weichmachern oder Bleichmitteln. Dadurch, dass der Denim Stoff ungewaschen, also nicht mit Wasser in Berührung gekommen ist, quillt er nicht auf und zeigt in der Verbindung mit dem Schwefelgehalt nach einer gewissen Zeit des Tragens einen natürlichen Farbabrieb, das sogenannte Fading.“
Übrigens, es sind sich alle Denim-Afficionados einig: Eine Jeans sollte nur alle sechs Monate gewaschen werden. Denn kleine Flecken lassen sich gezielt entfernen und schlechte Gerüche an der frischen Luft. Oder - Achtung, Geheimtipp – Jeans ab in einen Beutel und über Nacht in den Gefrierschrank packen.